Interview mit Nikolai Koehler, CEO der oSol:e GmbH in Potsdam. Die Sonne in Szene gesetzt

Seit etwa einem Jahr ist das Potsdamer Unternehmen oSol:e GmbH mit seinen Design-Solarleuchten auf dem Markt. Diese Leuchten nutzen organische Photovoltaik (OPV) und Hochleistungs-LED. „Mit diesem Produkt können wir auf dem Gebiet der OPV Erfahrungen sammeln“, sagt Nikolai Koehler, CEO der oSol:e GmbH. Darauf aufbauend will der Firmenchef weitere Projekte angehen.

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oSol:e GmbH

Kurzporträt

Die oSol:e GmbH wurde im Oktober 2015 in Potsdam gegründet. Sie entwickelt und designt Solarleuchten, die auf der Basis von organischer Photovoltaik (OPV) arbeiten. Die Montage der Solarleuchten erfolgt in der Manufaktur des Unternehmens. Die oSol:e GmbH ist Teil eines Forschungsverbunds aus wissenschaftlichen Einrichtungen und Firmen, die den Einsatz von OPV voranbringen wollen. Eine besonders enge Zusammenarbeit pflegt das Unternehmen mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam-Golm. Der Firmenname oSol:e steht für die organische Photovoltaik, die Sonne sowie die gewonnene Energie. Dabei ist die Assoziation mit dem bekannten Lied „o sole mio“ durchaus gewollt, wie CEO Nikolai Koehler erklärt. „Das bringt uns einen Wiedererkennungswert und wir sind überzeugt, dass etwas Humor immer guttut.“ Das Unternehmen hat derzeit vier Beschäftigte. In naher Zukunft sollen 10 bis 15 Arbeitsplätze entstehen.

Interview

optiMST: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, für Solarleuchten organische Photovoltaik zu nutzen?

Nikolai Koehler: Ich bin von Haus aus Landschaftsarchitekt und seit rund 15 Jahren in der Produktentwicklung für den Außenbereich tätig. Als ich einmal eine Anfrage nach hochwertigen Lampen für die Terrasse ohne Kabel bekam, sagte ich: Ich such was raus. Nach drei Tagen Suche erkannte ich, dass das eine einzige Katastrophe war. Es gab nichts Passendes. Über einen Kollegen, der sich mit neuen Werkstoffen für die Gartenarchitektur beschäftigte, wurde ich auf das IAP – das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung in Potsdam – aufmerksam. Heute sind wir gemeinsam mit dem IAP zwei von insgesamt 17 Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft im Projekt EPOS. Ziel des Projektes, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, ist es unter anderem, effiziente Produktionsverfahren für OPV zu entwickeln.

optiMST: Welche Möglichkeiten ergeben sich aus Ihrer Sicht für den Einsatz von OPV?

Nikolai Koehler: Wir sind noch ganz am Anfang der Entwicklung. Unsere Solarleuchten der Marke .STOOL sind nach einem normalen Sommertag in Deutschland in der Lage, sechs Stunden lang mit voller Helligkeit zu strahlen. Die kleineren Lampen sorgen für drei Stunden Licht. Wir nutzen Hochleistungs-LED mit 200 Lumen. Die Helligkeit kann in drei Stufen reguliert werden. Das kann auch per Smartphone über unsere App erfolgen. Ein Display zeigt den Ladestatus der Solarleuchte an. Wir sind weltweit der einzige Anbieter solcher Lampen in dieser Qualität und mit diesem Wirkungsgrad. Die OPV besteht dabei aus fünf verschiedenen Polymerschichten. Jede Schicht ist gerade mal so dick wie ein Hundertstel eines menschlichen Haares.

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oSol:e GmbH

Aber ich denke da noch viel weiter, beispielsweise an Module für Häuserfassaden. Photovoltaik sind heute vor allem die dunkelblauen oder schwarzen Bretter, die auf rote Dächer montiert werden. Ich kenne keinen Architekten, der so etwas an die Fassade seiner Häuser kleben möchte. Aber wenn die Folien mit OPV opak oder transparent sind, sieht das schon ganz anders aus. Man könnte sie auch als Zierelemente ans Fenster kleben, die nicht nur gut aussehen, sondern ganz nebenbei auch Solarstrom erzeugen, mit dem man sein Smartphone aufladen kann. Und was ist zum Beispiel mit Trucks? Die ganzen Autobahnen sind voll von ihnen. Die Dächer der Lkw-Anhänger sind ungenutzte Flächen. 36 Quadratmeter könnten pro Truck mit OPV-Folien verkleidet werden. Die so gewonnene Energie betreibt Klimaanlage, Lüftung und Bordelektronik. Es gibt Berechnungen, wonach an sonnigen Tagen so viel Energie gewonnen werden kann, dass der Truck auf 100 Kilometer zwei bis drei Liter weniger Diesel verbraucht. Das würde übrigens auch bei Zügen funktionieren. Hätten sie eine zweite Haut aus OPV-Folie, wäre genug Energie für die Bordelektronik da. Das bedeutet weniger CO2-Emissionen bei der Energieerzeugung.

Weltweit gibt es derzeit drei Firmen, die organische Photovoltaik herstellen. Zwei davon haben ihren Sitz in Deutschland – in Nürnberg und in Dresden. Das zeigt doch, welche Entwicklungschancen Deutschland in diesem Bereich hat. Von der Nürnberger OPVIUS GmbH – ehemals Belectric OPV – beziehen wir übrigens die OPV für unsere Solarleuchten.

optiMST: Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem IAP in Potsdam-Golm?

Nikolai Koehler: Die ist für uns Gold wert. Durch die räumliche Nähe in Potsdam können wir rasch rüberfahren und Entwicklungen besprechen. So haben wir als Anwender verstanden, wie Produktionsverfahren und -prozesse ablaufen. Wir als Designer wiederum sind extrem stark dabei, den Markt zu scannen: Was machen andere? Wie entwickelt sich der Weltmarkt? Bisher sind die OPV-Folien meist grün oder blau. Wir als Designer hätten am liebsten hellgraue oder weiße Folien. Es geht darum, sowohl Wirkungsgrad als auch das Design ständig zu verbessern.

Über das Optik-Netzwerk in der Hauptstadtregion hoffe ich darauf, weitere Kontakte knüpfen zu können. Vor allem was die Produktion unserer Solarleuchten angeht. Die Steuerelektronik ist wie die OPV aus Deutschland. Aber die Messing- und Edelstahlkomponenten für die Lampen werden in Hongkong produziert. Wir sind noch relativ jung auf dem Markt und werden in diesem Jahr etwa 1000 Leuchten verkaufen. Für diese Menge haben wir bisher keinen Hersteller in Deutschland gefunden. Dabei sind wir extrem daran interessiert, die Produktion nach Deutschland zurückzuholen. Uns ist es wichtig, Aufträge in der Region zu vergeben. Das passt auch zu unserem Anspruch, nachhaltige Produkte auf den Markt zu bringen. Wir verwenden zwar Messing und Edelstahl. Aber damit haben wir eine lange Haltbarkeit. Defekte Teile können repariert werden. Und wenn es OPV mit einem höheren Wirkungsgrad gibt, können wir die Folien austauschen. Das ist allemal ökologischer, als jedes Jahr eine neue Lampe zu kaufen. Außerdem sind unsere Komponenten recycelbar. Selbst die Folie kann als solche recycelt werden. Pro Quadratmeter Folie wird nur ein Gramm Material aufgebracht für die Sonnenlicht-Absorption.

optiMST: Wer sind die Kunden von oSol:e?

Nikolai Koehler: Unsere Design-Solarleuchten werden über Anbieter von Solaraccessoires vertrieben. Aber auch Bootsbauer und Bootsbesitzer sind interessiert. Denn unsere Messinglampe kommt sehr gut mit dem Klima auf See zurecht. Privatleute, die ökologisch nachhaltig einkaufen, gehören ebenfalls zu unseren Kunden. Meist kommen unsere Kunden aus Deutschland und den Niederlanden, sogar von den Niederländischen Antillen. Anfang des vergangenen Jahres waren wir auf der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne. Da haben wir festgestellt, dass besonders die Niederländer unheimlich offen sind für neue Ideen. Erst kürzlich habe ich gelesen, dass dort sogar ein Fahrradweg mit Solarmodulen ausgerüstet wurde.

optiMST: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in etwa fünf Jahren?

Nikolai Koehler: Es wäre ganz toll, wenn wir bis dahin eine ganze Serie von Lampen im Angebot hätten: Boden-, Hänge- und Stehlampen. Mit steigender Produktion möchte ich auch schon kurzfristig mehr Leute einstellen. Wir sind jetzt zu viert – 10 bis 20 Arbeitsplätze sollen entstehen. Außerdem möchte ich den Sprung über die Lampen hinaus schaffen. Ein erster Schritt wäre es, kleine City-Lkw mit OPV auszurüsten. Ich meine diejenigen Lieferfahrzeuge, die einen Elektroantrieb haben und im Schnitt 50 Kilometer pro Tag fahren. Wenn die Sonne scheint, können die flexiblen OPV so viel Energie erzeugen, dass sie für den Antrieb des Motors reicht. Stellen Sie sich vor: Beim Be- und Entladen steht das Fahrzeug einfach nur rum und erzeugt ganz aus Versehen Energie. Ich habe in den vergangenen Jahren gelernt, dass es ausreicht, wenn morgen einer anruft und sagt: „Das ist toll, lass uns das machen!“. Dann fährt in einem Jahr schon der erste Lkw mit OPV auf dem Dach.

optiMST: Werden Sie dem Firmenstandort Potsdam treu bleiben?

Nikolai Koehler: Ich fühle mich hier sehr wohl. Potsdam bietet gerade Leuten im Kreativbereich ein gutes Arbeitsumfeld. Wir sind hier in wenigen Minuten in einem Park oder können gut essen gehen. Unsere innovative Firmengründung wird vom Land Brandenburg für drei Jahre gefördert. Das hilft uns ungemein.

Das Interview führte Ute Sommer.

Zur Person:

heightNikolai Koehler ist gebürtiger Berliner. An der TU Berlin hat er Landschaftsplanung studiert und sich dann selbstständig gemacht. Er hat zum Beispiel den Spreebogenpark im Berliner Regierungsviertel geplant. Nikolai Koehler designt auch Produkte für Außenräume wie Parks und Gärten. Mit seiner Firma „freiräumer“ ist er im Jahr 2006 nach Potsdam gegangen. Hier hat er dann auch im Oktober 2015 das Unternehmen oSol:e gegründet, dessen CEO der 52-Jährige ist.

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Foto: Ute Sommer

Kontakt:

oSol:e GmbH
CEO Nikolai Koehler
Große Weinmeisterstraße 3a
14469 Potsdam
Telefon: +49 331 275 77-81
E-Mail: n.koehler@noSpamoSole.net
Internet: www.oSole.net