Interview mit Prof. Dr. Justus Eichstädt, neuer Vorstandsvorsitzender und Dipl.-Phys. Thomas Beck, Geschäftsführer des Laserverbundes Berlin-Brandenburg

„Der Laser ist in der Region Berlin Brandenburg fest verwurzelt.” - Prof. Dr. Justus Eichstädt und Dipl.-Phys. Thomas Beck vom Laserverbund Berlin-Brandenburg im optiMST-Interview über die Zukunft des Vereins und Kooperationen am Standort.

Interview

optiMST: Herr Eichstädt, Sie sind im Januar zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Laserverbundes gewählt und Herr Beck ist im Vorstand bestätigt worden. Bitte stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor - was sind Ihre hauptberuflichen Tätigkeiten?

Justus Eichstädt: Ich bin Professor an der Technischen Hochschule Brandenburg (THB) und Studiendekan des Studiengangs Augenoptik / Optische Gerätetechnik. Weiterhin bin ich Leiter von verschiedenen Laboren, u.a. der Lasertechniklabore mit einem Schwerpunkt auf die Lasermaterialbearbeitung. Im Moment bin ich auch mit dem Aufbau weiterer Labore beschäftigt, insbesondere für die augenoptische Gerätetechnik und für Feinoptik. Seit 2009 bin ich persönliches Mitglied im Laserverbund und im Januar 2018 wurde ich zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. Seit 2017 bin ich Handlungsfeldsprecher im Cluster Optik und Photonik für biomedizinische Optik und Augenoptik.

Thomas Beck: Ich bin als Projektentwickler bei der Siemens AG Power and Gas Division tätig. Mein Schwerpunkt ist die Entwicklung von Laserbearbeitung, speziell das Laserbohren. Ich bin bereits seit drei Jahren im Vorstand des Laserverbundes und aktuell wieder bestätigt worden. Als neue Aufgabe habe ich jetzt im Cluster Optik und Photonik den Handlungsfeldsprecher der Lasertechnik übernommen.

optiMST: Welche Aufgaben übernimmt der Laserverbund und welche Entwicklung gab es seit seiner Gründung?

Justus Eichstädt: Die Intention der Gründung vor 25 Jahren war und ist die Förderung und Verbreitung der Lasertechnologie in der Region Berlin Brandenburg. Der Laserverbund ist eine Kooperation von zahlreichen Einrichtungen aus Forschung und Industrie. Der Schwerpunkt ist die Lasermaterialbearbeitung. Wir sind ein unabhängiges Non-Profit-Netzwerk, das sich ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert.
Zur Zeit haben wir 23 institutionelle und 87 persönliche Mitglieder mit positiver Mitgliederentwicklung.

Wir arbeiten mit verschiedenen Formaten wie zum Beispiel dem Laserstammtisch, Infoveranstaltungen und Anwendertreffen. Das sind Treffen bei Mitgliedern und anderen interessanten Unternehmen und Einrichtungen. Meistens in Berlin Brandenburg, aber teilweise auch in anderen Regionen.

optiMST: Welche Bedeutung hat der Laser für die Region und die Wirtschaftsförderung in Berlin und Brandenburg?

Thomas Beck: Berlin ist die Geburtsstätte des ersten Lasers außerhalb der USA. Entwickelt hat ihn Professor Horst Weber, der auch der Gründer des Laserverbundes ist. Er war bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2003 an der TU Berlin ordentlicher Professor für Angewandte Laser-Physik und Leiter des Instituts für Festkörperlaser.

Ich selbst war Mitarbeiter am Institut von Professor Weber und habe die Gründung des Laserverbundes miterlebt. Von Beginn an war ich persönliches Mitglied im Laserverbund und inzwischen auch institutioneller Vertreter von Siemens.

Durch Professor Weber war der Laser immer eine Leuchtturmtechnologie in Berlin und Brandenburg. Der Laser ist also in der Region fest verwurzelt und man glaubt gar nicht, wieviele Firmen hier mit Lasern arbeiten. Berlin und Brandenburg sind ein wichtiger Standort für den Laser in Deutschland, auch große Mittelständler sind hier tätig. Ein sehr wichtiges Thema ist die Laserbearbeitung und auch im Handwerk setzt sich der Laser immer mehr durch.

Es gibt aber noch mehr Potenzial, vielen Firmen fehlt das Wissen und sie scheuen größere Investitionen. Der Laserverbund hat auch die Aufgabe, solche Unternehmen an das Thema Laser heranzuführen. Besonders bei der Auswahl und Spezifikation von Laserstrahlquellen und Laseranlagen benötigen die Unternehmen oft Unterstützung. Diese findet man sehr gut auf unseren Veranstaltungen, bei denen der Kontakt zu Kooperationspartnern hergestellt werden kann. Wir haben einen sehr guten Überblick über die Angebote in der Region.

optiMST: Wie soll sich der Laserverbund in Zukunft weiter entwickeln, welche neuen Projekte gibt es und was soll erhalten bleiben?

Justus Eichstädt: Wir wollen die erfolgreiche Arbeit des Laserverbundes fortführen. Dabei ist es eine Herausforderung, auch die nachwachsenden Generationen einzubinden und ihnen unsere Arbeit nahezubringen.

Unser Laserstammtisch ist in der Branche bekannt, er wird gut besucht und ist ein bewährtes Format. Er findet regelmäßig sechsmal im Jahr statt und wird in der Regel von 20 bis 40 Teilnehmern besucht. Wir wollen damit gezielt Anwender ansprechen. Bei einem unserer diesjährigen Stammtische werden wir das 25-jährige Jubiläum feiern.

In der Zukunft wollen wir noch mehr Unternehmen und Personen erreichen. So wird im Moment zum Beispiel unsere Internetpräsenz erneuert - sie wird besser strukturiert und Veranstaltungen können einfacher und online gebucht werden. Außerdem wollen wir damit die Vernetzung über das Internet verbessern und zum Beispiel Angebote in der Region darstellen.

Der Stammtisch ist nicht beschränkt auf unsere Mitglieder, er ist offen für alle, die am Thema interessiert sind. Die Organisatoren und die Referenten arbeiten ohne Bezahlung, so müssen wir keinen Teilnahmebeitrag erheben.

Ein weiteres wichtiges Format ist unser Anwendertreffen, das 2-3 mal pro Jahr stattfindet. Dies ist ein Treffen bei Instituten oder Unternehmen, zum Teil auch bei Nicht-Mitgliedern. Die Treffen dauern in der Regel einen ganzen Tag, mit mehreren Fachvorträgen, Unternehmensbesichtigung und Get-together. Beispiele für vergangene Veranstaltungsorte sind die Bundesanstalt für Materialprüfung, Mercedes in Marienfelde oder Siemens. Dazu kommen viele Treffen bei kleineren und mittleren Unternehmen. Die Anwendertreffen sind für alle Teilnehmer kostenfrei, nur bei Veranstaltungen außerhalb der Region erheben wir einen Kostenbeitrag für Nicht-Mitglieder.

Fachlich wollen wir in der Zukunft das große Feld der Applikationen im Bereich der Lasermaterialbearbeitung fördern. Auch hier geht es u.a. um die Vernetzung von Forschung und Anwendern.

optMST: Wie war die bisherige Zusammenarbeit mit dem Cluster Optik und Photonik und OpTecBB und wie soll sich das in Zukunft weiter entwickeln?

Thomas Beck: Die Zusammenarbeit war immer sehr gut und wir sind sehr eng vernetzt. Gerrit Rössler vom Cluster Optik und Photonik ist bei uns stellvertretender Vorsitzender, Professor Eichstädt wiederrum Handlungsfeldsprecher für biomedizinische Optik beim Cluster und ich selbst neu ernannter Handlungsfeldsprecher für die Lasertechnik.

Wir sehen uns aber als unabhängige Non-Profit-Organisation, als eigenständige Marke, die in den Netzwerken vor allem fachlich orientiert aktiv ist. Das möchten wir auch bleiben.

optiMST: Was wünschen Sie sich von der Politik und der regionalen Branche und was kann der Laserverbund selbst zur Umsetzung beitragen?

Justus Eichstädt: Wir wünschen uns, dass die Politik den Themen Laser und Optik allgemein weiter wohlgesonnen bleibt und das große Potenzial in der Region wahrnimmt und weiter unterstützt.

Von der Branche wünschen wir uns, mehr die Möglichkeiten einer regionalen Technologiegemeinschaft zu erkennen, die Chancen von Kooperationen zu ergreifen und den Laserverbund als Plattform zu nutzen. Es gibt noch einige „Einzelkämpfer” in der Region, die wir gerne mehr einbinden möchten.

Der Laserverbund lebt von persönlichen Kontakten - das müssen wir intensivieren. Wir müssen die Vorteile darstellen, die die Mitglieder haben. Unsere Veranstaltungsformate sind teils seit 25 Jahren eine echte Erfolgsgeschichte. Die Verbesserung des Onlineangebotes und eine gezielte Ansprache von neuen Mitgliedern werden dabei eine wichtige Rolle spielen.

Wer kann beim Laserverbund Mitglied werden und wie können sich Interessierte engagieren oder von ihm profitieren?

Thomas Beck: Eine Mitgliedschaft kann jeder anmelden - persönlich bei uns, bei Veranstaltungen oder im Internet. Persönliche Mitglieder bezahlen 45 Euro, institutionelle Mitglieder 300 Euro im Jahr Mitgliedsbeitrag.

Engagieren kann man sich sehr gut beim Erfahrungsaustausch und den Anwendertreffen. Die Unternehmen profitieren in der Regel von Anwendertreffen im eigenem Hause, da so viele aus der Branche das Unternehmen besser kennen lernen und Kooperationen gefördert werden. Wir unterstützen kleinere Unternehmen auch gerne bei der Vorbereitung. Die Treffen müssen gar nicht so aufwändig gestaltet sein, das Fachliche steht im Mittelpunkt.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Lasers und welche wichtigen Aufgaben sind zu bewältigen?

Justus Eichstädt: Der Laser hat schon in vielen Lebensbereichen Einzug gehalten. Diese Entwicklung wird weiter gehen. Eine große Herausforderung ist das Thema Bildung. Wir haben an den Hochschulen und Universitäten Angebote für die Studierenden. Im Bereich der Fortbildung zum Beispiel für Mitarbeiter in Unternehmen gibt es allerdings nicht viele Angebote, obwohl diese häufig nachgefragt werden. Da gibt es ein großes Potenzial, welches kaum bedient wird und gewisse Entwicklungen sicherlich blockiert. Ein weiteres wichtiges Thema ist die schulische Ausbildung. Die Thematik sollte frühzeitig Schülern näher gebracht werden, damit diese die Bedeutung und die Faszination von Lasern und optischen Systemen erkennen und bei Ihren Berufswünschen berücksichtigen können.

Das Interview führte Markus Wabersky

VITA

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Prof. Dr. Justus Eichstädt ist gelernter Augenoptiker und studierte gleichzeitig Augenoptik in Wolfsburg und anschließend Photonik an der Technischen Hochschule Brandenburg. Danach war er Entwicklungs-ingenieur bei Berliner Glas KgaA. 2015 promovierte Eichstädt am Lehrstuhl für angewandte Lasertechnik an der Universität Twente in den Niederlanden. Zuletzt besuchte er das Studienseminar in Cottbus und arbeitete als Lehrer am Oberstufenzentrum Havelland in Rathenow.

Kontakt:
Prof. Dr. Justus Eichstädt
Technische Hochschule Brandenburg, Fachbereich Technik
Telefon: 03381 / 355 – 380
E-Mail: justus.eichstaedt@noSpamth-brandenburg.de
www.th-brandenburg.de

Bild-Copyright Herr Eichstädt: TH Brandenburg

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Dipl.-Phys. Thomas Beck ist gelernter Physiklaborant und studierte anschließend Physik an der TU Berlin. Nach 10 Jahren am Festkörper-Laser-Institut und an der LMTB wechselte er im Jahr 2000 zur SIEMENS AG.

Hier entwickelt und fertigt er Gasturbinen für die stationäre Energieerzeugung und gestaltet maßgeblich den Aufbau und die Anwendung der Lasertechnik zum Bohren, Schweißen und Strukturieren.

Kontakt:
Dipl.-Phys. Thomas Beck
Siemens AG, Power and Gas Division
Telefon: 030 / 3461 - 2841
E-Mail: beck.tb@noSpamsiemens.com
www.siemens.com/ingenuityforlife

Bild-Copyright Herr Beck: Thomas Beck

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