Sygns - Ein Berliner Unternehmen ruft Renaissance der Neonröhre aus

Früher haben Neonröhren über dem Eingang zur Sparkasse geleuchtet oder die Fassade von Restaurants geziert. Doch inzwischen haben LEDs den Siegeszzug angetreten. Die sind günstiger zu produzieren und verbrauchen weniger Strom. Doch eine junge Firma aus Berlin will die Neonreklame retten.

Thomas Wendler beugt sich über seinen Brenner, dreht eine schmale Glasröhre in der Flamme. Sobald es weich ist, biegt er das Glas in Form und pustet mit einem Schlauch Luft hindurch. Wir wollen ja immer den gleichbleibenden Durchmesser haben, erklärt er, und wenn man nicht reinblasen würde, würde die Röhre sehr deformiert aussehen - und leicht brechen.

Wendler, der sein Handwerk im thüringischen Ilmenau gelernt hat, arbeitet seit mehr als 30 Jahren als Glasbläser. Früher hat er hauptsächlich Neonreklamen für namhafte Firmen produziert, doch mit der Zeit brachen die Aufträge weg. Nach der Jahrtausendwende gab ein Glasbläser nach dem anderen seinen Betrieb auf, heute führt der Handwerksverband bundesweit kaum mehr als 250 in seiner Statistik. Den letzten Lehrling gab es im Jahr 2009. Man braucht viel Geduld, um wirklich perfekt und effizient arbeiten zu können, sagt er. Das dauert viele Jahre - und wer möchte sich das antun, wenn die Zukunft nicht wirklich rosig aussieht?

Doch nun wollen Jungunternehmer aus Berlin die Neonreklame retten. Sie haben ein Startup gegründet, das Neon für die breite Masse anbietet. Auf ihrem Internetportal können Kunden eigene Schriftzüge erstellen, Sygns - so der Name des Unternehmens - reicht die Aufträge an Profis wie Thomas Wendler weiter. Doch die mussten der 25-jährige Nils Lehnert und seine Mitgründer erst einmal ausfindig machen. &nbsp

Inzwischen haben sie sich ein Netzwerk aufgebaut, das von Kopenhagen bis Sizilien reicht. Für den Handwerker machen wir das Leben einfacher, weil wir uns um die komplette Kundenakquisition kümmern, sagt Lehnert. Wir greifen relativ in seine Prozesse ein, übernehmen auch Dinge wie den Zentraleinkauf - sodass er sich wirklich nur um das Glas kümmern muss - also das, was er am besten kann und am liebsten machen möchte.

Sie wollen das Leben für den Handwerker einfacher machen, da sie sich um Kunden-Akquise und Zentraleinkauf kümmern. Der Handwerker können sich dann ausschließlich um das Glasblasen kümmern.

Nachwuchs kommt auch aus Buenos Aires

Das Konzept der Berliner, die ihr Unternehmen bislang aus eigener Tasche finanziert haben, scheint aufzugehen. Sie produzieren für Firmen und Privatkunden, für Architekten, Designer und Künstler. Nils Lehnert sieht für sein Geschäftsfeld eine rosige Zukunft. Wir sind schon so realistisch zu sagen, dass es nie wieder diesen großen Boom geben wird, aber das Bewusstsein für handwerkliche und langfristige Produkte wächst. Man ist bereit, für persönliche Gegenstände Geld auszugeben. Neon hat eine absolute Berechtigung in der Kunst- und Design-Welt.

Deshalb haben die Firmengründer ein Anliegen: Sie wollen dafür sorgen, dass die Branche wieder Nachwuchs ausbildet - damit Neon nicht ausstirbt.

Die Mission der Berliner hat sich übrigens herumgesprochen. Kürzlich meldete sich ein Glasbläser aus Buenos Aires, der bald in den Ruhestand geht. Er wollte wissen, ob die Firmengründer nicht einen Job für seine Auszubildende haben. Haben sie. Wenn alles glatt geht, wird die junge Argentinierin das Team von Sygns bald in Berlin unterstützen.

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Sygns

Internet: www.sygns.de