Interview mit Roman Kemmler - CEO der greateyes GmbH

„Die Vielzahl und die hohe Qualität der Forschungseinrichtungen am Standort sind für uns enorm wichtig. Berlin-Brandenburg ist für uns der beste Standort, den wir uns vorstellen können.” - Roman Kemmler im optiMST-Interview über den Markt für wissenschaftliche Kameras und die Zukunft des Unternehmens.

Das Unternehmen

Die greateyes GmbH entwickelt, produziert und verkauft hochleistungsfähige wissenschaftliche Kameras. Das Portfolio umfasst rauscharme, gekühlte Kameras für Bildgebung und Spektroskopie mit spektralen Empfindlichkeiten vom Röntgenbereich bis in das nahe Infrarot. Diese dienen als präzise Detektoren für eine Vielzahl von Applikationen in der Forschung, Analytik, Mikroskopie, Prozesskontrolle und medizinischen Diagnostik.

Zusätzlich gehört greateyes weltweit zu den technologisch führenden Anbietern von Elektrolumineszenz- und Photolumineszenz-Messsystemen. Die Geräte erlauben die Optimierung der Produktion von Wafern, Solarzellen und Solarmodulen, ermöglichen eine detaillierte Qualitätsbeurteilung und unterstützen die Forschung und Entwicklung in der Halbleiterindustrie. Für das LED-basierte Photolumineszenz-Inspektionsssystem erhielt das Unternehmen gemeinsam mit der Humboldt-Universität den Berlin-Brandenburg Innovationspreis.

Seit der Gründung im Jahr 2008 als Spin-off der Humboldt-Universität zu Berlin wächst das Unternehmen kontinuierlich. Die Geschäftsaktivitäten sind international ausgerichtet. Kameras oder Systeme von greateyes sind in vielen europäischen Ländern ebenso wie in China, Indien, Russland, Saudi Arabien, Südkorea, Taiwan, in den USA, auf den Philippinen, u.A. im Betrieb.

INTERVIEW

optiMST: Herr Kemmler, Sie sind CEO der greateyes GmbH mit Sitz in Adlershof. Das Unternehmen ist 2008 als Spin-off der Humboldt-Universität entstanden. Wie hat sich das Unternehmen in den letzten 10 Jahren entwickelt?

Die Gründer Martin Regehly und Michael Menz haben das Unternehmen im Jahr 2008 ohne Fremdkapital gegründet. Es gab nur ein Existenzgründerstipendium vom Förderprogramm EXIST. Umsätze und Gewinne gab es zu Beginn nur durch den Verkauf der ersten Prototypen. Das Unternehmen ist immer aus eigener Kraft gewachsen, alles wurde selbst erwirtschaftet. Das ist bis heute so geblieben.

Der Markt war von Beginn an ein internationaler Markt, auch das hat sich bis heute nicht geändert. Technologisch hat sich in den letzten 10 Jahren viel entwickelt - wir verkaufen Kameras an der Grenze des technisch Machbaren. Das erfordert eine ständige Weiterentwicklung unserer Produkte.

Heute haben wir ein klares Produktportfolio mit einer Kleinserienproduktion hier in Adlershof. Wir fertigen unsere Produkte selbst. Sie werden auf Bestellung und nach Kundenspezifikation produziert.
Wir haben heute zwei Geschäftsfelder - die Inspektionssysteme für die Solarindustrie, die in den ersten Jahren das Unternehmen getragen haben und die wissenschaftlichen Kameras, die mittlerweile den Hauptanteil ausmachen. Bei den Inspektionssystemen haben wir heute vier Produktfamilien, bei den wissenschaftlichen Kameras über 50 verschiedene Produkte.
Wir beschäftigen heute 15 Mitarbeiter in allen Unternehmensbereichen.

optiMST: Was sind Ihre Kernkompetenzen, welche Märkte bedienen Sie mit Ihren Produkten und welche Länder spielen für den Export eine wichtige Rolle?

Wir sind fokussiert auf höchste Empfindlichkeit und darauf spezialisiert, besonders rauscharme Elektronik zu entwickeln, um die Sensoren sehr gut nutzen zu können. Wir haben ein tiefgehendes Verständnis von Vakuum, da viele unserer Kameras bis hin zum Ultrahochvakuum eingesetzt werden.

Mit den Inspektionssystemen bedienen wir vor allem Solarhersteller und Zertifizierungsinstitute sowie Forschungseinrichtungen. Die Märkte sind dort, wo die Solarindustrie sehr stark vertreten ist, das war früher zum Beispiel Deutschland und ist heute vor allem der asiatische Raum.

Unsere wissenschaftlichen Kameras werden vor allem von Forschungseinrichtungen wie Physikinstituten oder speziellen Industriezweigen bestellt. Diese finden sich vor allem in den hochtechnologisierten Ländern und großen Volkswirtschaften.

optiMST: Was planen Sie für die Zukunft und wie soll sich das Unternehmen weiter entwickeln?

Wir arbeiten an einer größeren Revision des bestehenden Produktportfolios, um eine höhere Performance zu erreichen. In diesem Jahr wollen wir noch neue Produkte bei den Kameras lancieren, wovon wir uns einen Wachstumsschub versprechen.

Im wesentlichen werden die bestehenden Produktfelder weiter entwickelt und spezialisiert. Seit 3-4 Jahren hat sich unser Absatz in der Industrie verstärkt, das möchten wir ausbauen.

Das Unternehmen selbst will weiter aus eigener Kraft wachsen, dabei gehen wir in der Zukunft von einem stärkeren Wachstum aus.

optiMST: Welche Entwicklungen erwarten Sie in der Zukunft in Ihren Geschäftsfeldern?

Die Kunden und Märkte fragen immer spezialisiertere Produkte nach. greateyes bedient eine Nische zum Beispiel für Spektralbereiche, die nicht sichtbar sind. Die großen Kamerahersteller decken das nicht mit ab. Die Anforderungen und der Innovationsgrad in der Wissenschaft steigen ständig, unsere Kunden benötigen kontinuierlich Verbesserungen, damit sie den nächsten Forschungsschritt realisieren können.

optiMST: Das Unternehmen greateyes ist am Standort Berlin-Brandenburg entstanden und weltweit aktiv. Welche Vorteile bietet der Standort aus Ihrer Sicht?

Die Vielzahl und die hohe Qualität der Forschungseinrichtungen am Standort sind für uns enorm wichtig. Berlin-Brandenburg ist für uns der beste Standort, den wir uns vorstellen können. Dazu ist es eine sehr attraktive Stadt für die Mitarbeiter und wir haben schon gute Erfolge mit Nachwuchskräften aus den Universitäten erreicht.

optiMST: Wie können Branchenmitglieder aus Berlin-Brandenburg mit Ihnen kooperieren? Welche Art von Partner oder Mitarbeiter suchen Sie?

Unsere Kooperationen am Standort ziehen sich durch die gesamte Geschichte von greateyes, wir haben viele Forschungsprojekte, zum Beispiel mit der Humboldt-Universität oder dem Max-Born-Institut. Wir schätzen die Nähe zu den Forschungseinrichtungen aus Berlin-Brandenburg sehr und sind bei guten Projekt- und Forschungsideen immer aufgeschlossen. Die gemeinsamen Forschungsprojekte ermöglichen uns als kleinem Unternehmen auch ohne Fremdkapital größere Entwicklungen. Auch gute Mitarbeiter suchen wir immer, nicht nur für den Hard- und Softwarebereich, sondern auch Feinmechaniker, da wir selbst in Berlin produzieren.

Das Interview führte Markus Wabersky

VITA

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Fotocopyright: Fotocenter Berlin

Roman Kemmler (geboren in Göppingen, BW) studierte Mathematik an der (Ruprecht-Karls-)Universität Heidelberg und der FU Berlin. 2011 begann er bei greateyes zunächst als Vertriebsingenieur, die Leitung des Vertriebs übernahm er 2015. Seit einem Jahr ist er als Geschäftsführer bei greateyes tätig.

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