Interview mit Thomas Akiyama, Geschäftsführer der Aoyama Optical Germany GmbH in Potsdam

Potsdamer Brillendesign mit japanischem Akzent

Die Aoyama Optical Germany GmbH – ein Unternehmen mit japanischen Wurzeln – vertreibt seit 2010 von Potsdam aus Brillen made in Japan. Der Geschäftsführer Thomas Akiyama brachte die Firma in die brandenburgische Landeshauptstadt. Inzwischen hat er unter dem Namen „makellos.POTSDAM“ eine eigene Brillenkollektion auf den Markt gebracht. „Sie vereint deutsche und japanische Tugenden“, erklärt Thomas Akiyama. Die Bezeichnung der Modelle zeigt, wo das Unternehmen zu Hause ist: sans.souci, babels.berg, cecilien.hof und einstein.turm stehen für Potsdam und sie tragen im Namen den für Japan so bezeichnenden roten Punkt. Im Sommer wird Thomas Akiyama eine neue Lizenzmarke, die noch nicht genannt werden darf, auf den Markt bringen.

Kurzporträt:

Die Aoyama Optical Germany GmbH war bis vor gut drei Jahren ein Tochterunternehmen der Aoyama Group mit Sitz im japanischen Sabae. Damals übernahm Thomas Akiyama als langjähriger Geschäftsführer der deutschen Niederlassung auch die Gesellschafteranteile. Pro Jahr vertreibt der Anbieter von Fassungen rund 300.000 Brillen – nicht nur in Deutschland, sondern in Ländern Skandinaviens, Ost- und Mitteleuropas. Darunter sind auch die Brillenfassungen der von Thomas Akiyama entwickelten Marke „makellos.Potsdam“. Die Fassungen aus Titan werden in Japan produziert, diejenigen aus dem Biokunststoff Acetat werden im westbrandenburgischen Rathenow hergestellt. Ihr Design erhalten die Brillen in Potsdam. Hier arbeiten 23 Beschäftigte für die Aoyama Optical Germany GmbH. Seinen Firmensitz hat das Unternehmen in der Medienstadt Babelsberg. Firmenchef Thomas Akiyama hat sowohl deutsche als auch japanische Wurzeln. Er ist der Enkel von Tokuzo Akiyama, der über viele Jahrzehnte Chefkoch der kaiserlichen Familie in Tokio war.

Interview

optiMST: Sie haben im Jahr 2010 den Firmensitz der Aoyama Optical Germany GmbH aus dem baden-württembergischen Leonberg nach Potsdam verlegt. Warum?

Thomas Akiyama: Die Anbindung für die internationalen Kunden war in Leonberg nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Was die Flugrouten betrifft, war Stuttgart nicht der Nabel der Welt. Ich präferierte den Berliner Raum. Und Potsdam hat mir gefallen. Die Immobilie hat einfach gepasst. An unserem Babelsberger Standort im Quartier „Gewerbe im Park“ sind Lager und Büros auf einer Ebene vereint. Wegen der vielen Warenlieferungen war mir dieser Punkt besonders wichtig.&nbsp Ich weiß noch: Ich hatte ein Exposé von vier Seiten für die Konzernzentrale in Sabae geschrieben, warum es gut ist, nach Potsdam zu gehen. Innerhalb von fünf Minuten wurde meinem Vorschlag zugestimmt. Ich fühle mich hier gut aufgehoben. Die Brandenburger sind ein Menschenschlag, der mir liegt. Bodenständig, eher zurückhaltend und sehr zuverlässig. Auch die Kunden kommen gern hierher. Bei Besuchen planen wir immer ein Potsdam-Programm ein.

optiMST: Wer sind die Kunden von Aoyama?

Thomas Akiyama: Wir beliefern mit Brillenfassungen aus Japan Optiker in etwa 40 europäischen Ländern. Dazu gehört natürlich der deutschsprachige Raum. Aber unsere Brillen gehen ebenso nach Skandinavien, Osteuropa, in die Türkei und auch in Staaten in Westeuropa. Viele Jahre hatten wir das Problem, dass wir mit unseren Lizenz-Produkten nicht die angesagten Optiker in München, Berlin oder Hamburg erreicht haben. Auch deswegen habe ich die Marke makellos.Potsdam entwickelt. Im Jahr 2013 hatten wir auf einem Vertretermeeting diskutiert, was man mit Japan verbindet. Jemand sagte: „makellos“. Binnen zwei Wochen hatten wir unser Logo. Innerhalb von acht Monaten haben wir unsere erste kleine Kollektion erstellt. Heute steht makellos.Potsdam für ein Brillendesign, das japanische und deutsche Elemente vereint. Das soll der Firmenname symbolisieren. Der rote Punkt im Logo ist die Sonnenscheibe, wie sie auf der japanischen Flagge zu sehen ist.

optiMST: Was ist das typisch Japanische und Deutsche im Brillendesign?

Thomas Akiyama: Das typisch Japanische ist das Zurückgenommene, das Reduzierte, das Puristische. Die Japaner halten es wie Antoine de Saint-Exupéry: Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann. Das Deutsche steht für Gründlichkeit und Präzision. All das macht unsere Marke aus. Sie vereint deutsche und japanische Tugenden. Sie werden bei makellos.Potsdam keine Nerd-Brille mit breiten Bügeln finden, die das Gesicht des Trägers beherrschen. Die Brille soll das Gesicht nicht dominieren, sondern vervollständigen. Sie soll eine Ergänzung sein. Wir würden auch keine neonfarbenen Brillen anbieten, nur weil es gerade Trend ist. Unser Ziel sind reduzierte, komfortable, sehr leichte Brillen, die sich gut anfühlen. Ich möchte, dass jede Brille, die unser Haus verlässt, gefällt. Auch weil sich die Dinge weiterentwickeln, wird es nie das perfekte Produkt geben. Design, Tragekomfort, Haptik und nicht zuletzt die Qualität sollen durch stetige Verbesserungsprozesse so dicht wie möglich zum makellosen Zustand führen.

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optiMST: Welche Rolle spielt bei der Umsetzung Ihrer Unternehmenspläne der Standort Brandenburg?

Thomas Akiyama: Ich muss gestehen, ich bin nicht der große Netzwerker. Das ist wohl der japanische Teil in mir. Ein Japaner möchte anderen Menschen keine Unannehmlichkeiten bereiten. Aber es war klar, dass wir für makellos.Potsdam etwas made in Germany brauchten. Ich bin seit 26 Jahren in der Branche und kenne die Protagonisten. So ist es nicht überraschend, dass wir den Auftrag nach Rathenow gegeben haben. Hier werden unsere Brillenfassungen aus Acetat produziert. Die Modelle aus Titan liefern unsere angestammten japanischen Produzenten. Die Linien von makellos.Potsdam sind in enger Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Optiker Stefan Scharnbeck entstanden. Er hat ein „Diamantenauge“. Er sieht sofort, ob sich das Design, das bei uns entwickelt wird, auch technisch umsetzen lässt und welche Probleme es nach sich ziehen könnte. Was das Design angeht, erhoffe ich mir auch neue Impulse aus der Region. Ich weiß, dass die Fachhochschule Potsdam einen Designstudiengang hat. Über neue Designer freue ich mich immer. Jeder von ihnen hat doch seine eigene Formen-Sprache. Ich mag es, wenn neue Impulse gesetzt werden. Das wollen wir auch mit der Einführung einer neuen Lizenzmarke im August. Bisher wird der Brillenmarkt für besonders kleine Köpfe von der Branche nur mit wenig Liebe bearbeitet. Es gibt nur einige wenige Ausnahmen. Hier sehen wir noch Handlungsbedarf. Ich glaube, die Arbeit für makellos.Potsdam hat mich letztlich zu meinen Wurzeln zurückgebracht.

optiMST: Sie pendeln zwischen Europa und Asien. Wo sind Sie eigentlich zu Hause?

Thomas Akiyama: Ich wurde in Deutschland, in Hannover geboren. Aufgewachsen bin ich in Tokio, in jungen Jahren aber mit meiner Mutter wieder zurück nach Deutschland gegangen. Lange Zeit war Tokio für mich meine Heimat. Aber wenn ich von Hannover rede, wird mir warm ums Herz. Das ist der einzige Ort, an dem ich kein Navigationssystem brauche. Jetzt lebe ich mit meiner Frau in Potsdam. Ein Teil meiner Seele ist ostdeutsch. Meine Mutter wurde in Halle an der Saale geboren, meine Großmutter war Operettensängerin in Leipzig. Ich fühle mich mehr als Europäer. Selbst für mich ist es hin und wieder schwer, die kompliziert erscheinenden Gedankengänge der Japaner zu ergründen. Aber in mindestens einem Punkt bin ich typisch japanisch: Die Dinge, an denen mein Herz hängt, verfolge ich mit Begeisterung – konsequent und entschlossen. Das bezieht sich auch auf den Job. Vor gut drei Jahren habe ich die Gesellschafteranteile der Aoyama Optical Germany GmbH übernommen. Bei uns steht nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund, vielmehr möchten wir unserem Tun einen Sinn geben. Wir alle müssen täglich für dieses Unternehmen kämpfen, da wir einem sehr harten Wettbewerb ausgesetzt sind. Aber wir machen es vom ganzen Herzen, und dafür bin ich meinem Team sehr dankbar.

optiMST: Ihr Großvater, Tokuzo Akiyama, war Chefkoch der Kaiserfamilie Japans. Wie schwer ist es, mit dieser Tradition zu leben?

Thomas Akiyama: Als Kind habe ich meinen Großvater des Öfteren im Kaiserpalast besucht. In diesem Alter sieht man seinen Großvater als Opa und nicht als Chefkoch des Tennos.&nbsp Ich habe lange Zeit gar nicht gewusst, wie sehr mein Großvater in Japan verehrt wird und welchen Herausforderungen er sich in seinem Leben stellen musste. Es ist noch nicht einmal zehn Jahre her, dass ich erfahren habe, wer und vor allem wie er wirklich war. Ein japanischer Kollege hatte mich auf einer Messe angesprochen und mir Teile meiner Familiengeschichte erzählt. Mein Großvater war vor über 100 Jahren nach Europa gegangen, um der beste Koch Japans zu werden. Er war in Paris und in Berlin. Heute bin ich in Deutschland. Ich fühle mich meinem Großvater sehr verbunden – seine Lebensleistung, die weit über seine berufliche Tätigkeit hinausging, bewundere ich sehr. Aber mit dem Kochen bin ich nie in Berührung gekommen, so dass ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe, diesem Beruf nachzugehen. Abgesehen davon, dass mir wahrscheinlich das Talent dazu fehlen würde.&nbsp Vielmehr bin ich als schwieriger Esser berühmt-berüchtigt. Besonders von „einfachen Speisen“ erwarte ich, dass sie gut gemacht sind. Aber – dass in der Einfachheit die Schwierigkeit lauert, hatte ich ja bereits erläutert.

Das Interview führte Ute Sommer.

Zur Person:

height Thomas Akiyama. Fotograf: Ute Sommer

Thomas Akiyama wurde 1962 in Hannover geboren, ist aber in Japan aufgewachsen. Seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann machte er wiederum in Deutschland. Er arbeitete zunächst im Bereich Sportartikel. Er war Verkaufsleiter bei der Firma Carrera-Optyl, die unter anderem Skibrillen vertreibt. Für Thomas Akiyama war das der Einstieg in die Optikbranche. 2008 bekam er das Angebot des Brillen-Produzenten Aoyama, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung Aoyama Optical Germany GmbH zu werden. Wenige Jahre darauf übernahm Thomas Akiyama auch die Geschäftsanteile der Firma mit Sitz in Potsdam. Hier hat der Unternehmer eine eigene Brillenkollektion mit dem Logo makellos.Potsdam entwickelt.

Hier erfahren Sie mehr über Thomas Akiyama.

Kontakt:

Aoyama Optical Germany GmbH
Geschäftsführer Thomas Akiyama
Großbeerenstraße 179
14482 Potsdam
Telefon: +49 331 979 99 40
E-Mail: thomas.akiyama@noSpamaoyama-optical.de
Internet: www.aoyama-optical.de