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Elektronische Nasen für den Wald

Dryad Networks kämpft mit vernetzter Sensorik gegen Waldbrände

 

Sieben Gründer, ein Firmenname mit Anklängen an die griechische Mythologie - Dryaden sind Waldgeister - und der Wunsch, einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Menschheit den Klimawandel bewältigt: Dryad Networks mit Hauptsitz in Eberswalde ist ein Start-up mit Anspruch. Seit 2020 arbeitet das mittlerweile 17-köpfige Team daran, Waldbrände extrem früh zu erkennen, genau zu verorten und den richtigen Stellen zu melden, damit sie schnell und kostengünstig gelöscht werden. „Zwanzig Prozent der weltweiten CO2-Emissionen gehen auf Waldbrände zurück. Wenn wir besser werden, sie zu bekämpfen, wäre viel erreicht“, erläutert Mit-Gründer und CEO Carsten Brinkschulte seine Vision für Dryad.

Das ganzheitliche System, das Dryad anbietet, heißt Silvanet – darin steckt Lateinisch „silva“ für Wald. Im Frühjahr 2022 wird im Zuge einer behutsamen Markteinführung die Lösung bei den ersten zehn Kunden in zunächst kleinerem Umfang installiert und validiert. Vor Ort an den Bäumen besteht Silvanet-Netzwerk aus zwei Komponenten. Die erste Komponente bilden handtellergroße, solarbetriebene Gas-Sensoren, die den Brand „riechen“ – die elektronischen Nasen der Bäume. Sie sind über Funk verbunden, die dafür notwendigen Gateways, ebenfalls solarbetrieben, sind die zweite Komponente an den Bäumen. Ortsunabhängig in der Cloud analysiert eine Software dann die Daten, also was die Nasen im Wald riechen, und alarmiert, wenn nötig, die Feuerwehr. 

Viel eigene Entwicklung und Bosch als prominenter Partner

Damit die Gas-Sensoren nur auf Brände reagieren und nicht auf Gerüche, die ähnlich sind, aber andere Ursachen haben, werden die Sensoren mit Hilfe von maschinellem Lernen trainiert. Es steckt insgesamt viel Technologie, Elektronik und Software in dem Netzwerk für den Wald, und fast alles hat Dryad selbst entwickelt. Nur der Gas-Sensor mit Künstlicher Intelligenz kommt von Bosch. „Das ist für uns eine mächtige Partnerschaft, wir dienen Bosch als Referenz und starten auch einen gemeinsamen Vertrieb“, zeichnet Brinkschulte das Potenzial der Zusammenarbeit.

Venture Capital am Standort Brandenburg

Gerade in der Frühphase sei es stets schwer, für eine Idee Geldgeber zu finden, erläutert Brinkschulte, der als Serienunternehmer auf drei erfolgreiche Gründungen und Verkäufe zurückblicken kann. „Entscheidend war bei Dryad, dass wir mit eigenem Geld einen Prototyp gebaut haben, mit dem wir erfolgreich unsere Idee demonstrieren konnten.“ Lead-Investor seit September 2020 ist Brandenburg Kapital, eine öffentliche Venture-Capital-Gesellschaft und hundertprozentige Tochter von Brandenburgs Förderbank ILB. Dazu kamen strategische Investoren. Mit guter Beratung und Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) konnten zudem zwei Förderprogramme genutzt werden, ProFIT Brandenburg und Gründung Innovativ. 

„Für uns war der Standort Brandenburg eine Erfolgsgeschichte in der schwierigen Anfangszeit und wird es sicher auch zukünftig sein. Unter anderem wegen der wissenschaftlichen Expertise - unser Forschungsleiter und wissenschaftlicher Berater, Dr. Jürgen Müller, war bis vor kurzem Leiter der Abteilung Waldökonomie des Thünen-Instituts für Waldökosysteme in Eberswalde. Wichtig ist zudem die Nähe zu Berlin, gerade um die Entwicklerinnen und Entwickler zu finden, die wir benötigen“, so Brinkschulte.  

Projekt PhoSenWood

Dryad hat die Aufmerksamkeit von Medien in der ganzen Welt gewonnen, die ersten Kunden kommen aus den USA, Griechenland, Spanien und Österreich. Auch in der Region findet das Start-up Anerkennung, die Auszeichnung mit dem Innovationspreis Berlin Brandenburg 2021 ist dafür ein Beispiel. Für das Anliegen, die Ressource Wald zu schützen und mit moderner Photonik und vernetzter Sensorik eine ökologisch verträgliche Forst- und Holzwirtschaft zu ermöglichen, hat der Optec-Berlin-Brandenburg (OpTecBB) e.V., das bedeutende Branchennetzwerk im Cluster Optik und Photonik, ein eigenes BMWK-gefördertes Projekt aufgesetzt: PhoSenWOOD. Es soll zu einer engeren, branchenübergreifenden Zusammenarbeit der Akteure aus der Photonik- und Mikrosystemtechnik mit der regionalen Forst- und Holzwirtschaft anregen. Die schon sehr konkrete Vision von Dryad, mit seinen Angeboten über das Thema Brände hinaus den gesamten Gesundheitszustand von Wäldern zu erfassen und damit ihr „digitales Rückgrat“ zu werden, passt gut zu diesem PhoSenWOOD und in das Land Brandenburg mit seinen großen und schönen, aber auch waldbrandgefährdeten Baumlandschaften.
 

 

Carsten Brinkschulte

Carsten Brinkschulte ist CEO der Dryad Networks GmbH mit Hauptsitz in Eberswalde. Er verantwortet das Management, die technische und Unternehmensstrategie sowie Marketing und Vertrieb.  Der Serienunternehmer kann auf drei Exits zurückblicken und zwanzig Jahre Erfahrung in der Mobilfunkinfrastruktur. Zuvor war er bei Core Network Dynamics (Twilio), Movirtu (Blackberry) und Synchronica.
 



„Für uns war der Standort Brandenburg eine Erfolgsgeschichte in der schwierigen Anfangszeit und wird es sicher auch zukünftig sein.“ Carsten Brinkschulte