©Berlin Partner/S. Bensel
©Berlin Partner/K. Witte
©Berlin Partner/K. Witte
©Berlin Partner/K.Witte

Berlin Quantum Alliance startet durch

Die Quantencommunity bekommt 25 Millionen vom Senat und geht mit dem Innovationshub LEAP auch rein räumlich auf eine neues Niveau.

Am 19. September traf sich die Berliner Quanten Community in Adlershof zum Kick-Off Meeting der Berlin Quantum Alliance.

An zwei Orten gleichzeitig zu sein –diese Quanteneigenschaft fand Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Henry Marx beim Kick-off Meeting der Berlin Quantum Alliance BQA sehr wünschenswert. Das wird die BQA vielleicht nicht ermöglichen, aber sie wird eine neue Zukunftstechnologie in Berlin massiv voranbringen.

Eine Zukunftstechnologie, die Dr. Marx gleich auf sieht mit Themen wie der künstlichen Intelligenz oder der Klima(folgen)forschung. 25 Millionen Euro stellt die Landesregierung für die Berlin Quantum Alliance zur Verfügung, 15 Millionen kommen von der SenWGP für Grundlagenforschung, weitere 10 Millionen von der Wirtschaftsverwaltung für angewandte Forschung und Transfer. Dr. Marx sieht die Förderung auch als Hebel, um weitere öffentliche und private Mittel einzuwerben.

Thomas Krause, der in der Senatsverwaltung die Abteilung Energie, Digitalisierung und Industrie leitet, wurde als zweiter Sprecher noch konkreter. Für ihn sind die Quantentechnologien „the next big thing“. Berlin hat auf dem Gebiet nicht nur exzellente Forschungsaktivitäten, es haben sich auch schon zahlreiche Startups und spezielle Einheiten größerer Konzerne angesiedelt. Ein Ziel ist jetzt, Berlin zum nationalen als auch internationalen Hotspot für die Quantentechnologien zu machen. Für Krause steht der Technologietransfer in die Wirtschaft dabei im Mittelpunkt. Auch dafür sieht er ideale Bedingungen. Einen Schwerpunkt der dreijährigen Förderung sieht er in der Vernetzung, aber auch darin, Talente nach Berlin zu holen.

Innovation fängt bei den Köpfen an

Das Konzept für die BQA stammt von der Berlin University Alliance, einem Zusammenschluss der drei großen Berliner Universitäten mit der Charité. Exzellente Forschung und Brücken in die Anwendung zu bauen – das bezeichnete die Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin, Professor Dr. Julia von Blumenthal, in ihrer Rede als Ziel der BQA. Viel wurde dafür schon getan, zum Beispiel mit der Graduiertenschule Berlin School of Optical Science, über 50 DoktorandInnen sind dort tätig. Die BQA steuert dafür einige volle Stellen bei, wie anschließend Prof. Dr. Arno Rauschenbeutel betonte.

Auf der Forschungsseite hat Berlin nicht nur die großen Universitäten, sondern auch viele außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer FOKUS und das HHI, die beide am Konzept der BQA mitgearbeitet haben. In und außerhalb der Universitäten wird bereits eifrig an Quantenthemen geforscht, die BQA möchte nun diese Kompetenzen, die schon vielfältig verflochten sind, noch stärker verbinden. Ein wesentlicher Weg dazu wird laut Prof. Rauschenbeutel die Nachwuchsförderung sein. Dabei geht es darum, Nachwuchs auf allen Ebenen selber auszubilden oder aus der ganzen Welt nach Berlin zu holen – mit Mitteln der BQA. Dementsprechend sind drei Förderlinien vorgesehen: für Ausbildung und internationale Kooperation, für Neuberufungen und für Grundlagenforschung. So haben zum Beispiel schon sieben neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Verträge für die Graduiertenschule unterschrieben. Neue Berufungen an TU und HU sind fortgeschritten. Die Grundlagenforschung bleibt eine treibende Kraft, sie wird in Berlin mit Personalstellen und Gerätemitteln unterstützt. Besonders davon profitieren wird die Einstein Research Units, die bislang über die Einstein Foundation in Berlin unterstützt wird.

Einen Einblick in die Ideen auf der angewandten Seite gab Volker Hoffmann, Geschäftsführer der Humboldt Innovation GmbH. Als Transferstelle der HU Berlin arbeitet die Humboldt Innovation GmbH mit dem Branchenverband für optische Technologien OpTec Berlin Brandenburg e.V. und Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH daran, den Transfer in die verschiedenen Anwendungsfelder voranzutreiben und für Unternehmen und Wirtschaft nutzbar zu machen.

Als erstes hat die Humboldt Innovation GmbH mit https://qt-berlin.de/ eine Plattform gelauncht, die (ähnlich wie bei https://ki-berlin.de/) das Themengebiet mit seinen Akteuren und Aktionen vorstellt. Die neueste Nachricht auf der neuen Seite ist übrigens die Bekanntmachung Berlin Pro FIT-Call: Berlin Quantum Alliance (BQA) Anwendungsorientierte Quantentechnologien“.

Wirtschaftsförderung mit ProFIT

Nach weiteren Vorträgen zur Quantenforschung gab Konstantin Hanssen von der Investitionsbank Berlin dann eine Übersicht zur Wirtschaftsförderung. Gerrit Rössler von Berlin Partner stellte ihn als jemanden vor, der seit Jahren Unternehmen und Instituten dabei hilft, Anträge erfolgreich bei der IBB zu platzieren. Seit Anfang September ist es möglich, in dem genannten ProFIT Programm zu anwendungsorientierter QT Anträge einzureichen.

Das Spektrum der Ausschreibung ist breit: von Hardware bis Software, von industrieller Forschung bis zur Markteinführung werden Aktivitäten unterstützt. Zuschüsse sind bis zu 400.000 € möglich, KMU können Darlehen bis zu einer Million Euro beantragen. Die Anträge müssen bis 30. November 2023 bei der IBB eingereicht werden, die Förderentscheidung erfolgt bis zum 10. Juli 2024. Bei den Fragen aus dem Publikum ergänzte Herr Hansen, dass auch Unteraufträge an Unternehmen außerhalb Berlins vergeben werden können.

Im Nachgespräch wies Dr. Katharina Witte von Berlin Partner noch auf einige Besonderheiten dieses Calls hin:

  • Auch Arbeitspakete im Bereich der experimentellen Entwicklung werden für KMUs mit einem Zuschuss gefördert.
  • Auch Konsortien bestehend aus Großunternehmen und Forschungseinrichtung sind nicht von vornherein von der Antragstellung ausgeschlossen.
  • Die maximale Zuschussobergrenze von 400.000 € (je Projektpartner) gilt auch für diesen themenspezifischen Call. Sollten eine Projektkalkulation allerdings über dieser Grenze liegen, ist dies nicht per se ein Hinderungsgrund.

Frau Dr. Witte steht für weitere Fragen gern zur Verfügung.

Über den Dächern von Berlin: LEAP

Berlin ist bekannt für seine Startup-Kultur. Was kann die BQA da Gründern anbieten? Ein Coworking-Space speziell für die Quantentechnologien im Dachgeschoss des Innovations- und Gründungszentrums Berlin Adlershof. Mit einer Terrasse, auf der die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Kick-off Meetings standesgemäß gekühlte Getränke beim Blick über Berlin genießen durften.

Etwa 600 m² (inklusive der Terrassen) werden zur Verfügung stehen. Geplant sind etwa 30 Arbeitsplätze, zwei Meeting-Räume und ein Event- und Loungebereich für Veranstaltungen von bis zu 50 Personen. Die Eröffnung für Mieter ist wahrscheinlich im Oktober 2023 erklärte André Nikolski, einer der zwei Ko-Direktoren von LEAP. Die Flächen für Veranstaltungen sind ab sofort buchbar, für Veranstaltungen im QT-Bereich wird vorerst keine Mietgebühr genommen. Und Startups aus dem QT-Bereich werden ebenfalls keine Miete im Coworking-Space bezahlen! Mehr erfährt man unter leap.berlin.

Ko-Direktor Manouchehr Shamsrizi hat dazu noch eine weitergehende Vision: "Der LEAP wird unterwegs sein, weil wir über organisationale und disziplinäre Grenzen hinaus verbinden wollen." Er will so den Austausch zwischen der Quantencommunity und anderen Forschungsrichtungen fördern, um anderen Communities die Möglichkeiten der Quantentechnologie nahezubringen. Die BQA jedenfalls wird in Adlershof ein illustres Launchpad haben, wo die Beteiligten schon heute mit dem Blick in den Sonnenuntergang neue Ideen schmieden.

Ihr Cluster Optik und Photonik Team.

Dr. Katharina Witte
Projektmanagerin Innovation Optik I Photonik, katharina.witte@noSpamberlin-partner.de

Simone Gumz
Managerin Kommunikation Optik I Photonik, simone.gumz@noSpamberlin-partner.de

 

 

Verfasser: Dr. Andreas Thoß, THOSS Media GmbH