Interview mit Prof. Dr. Stephan Völker zur Lichttechnik

„Eine besondere Stärke der hiesigen Hersteller sind die hohe Qualität und das Design ihrer Produkte”

VITA

height Prof. Dr. Stephan Völker, TU Berlin, Leiter Fachgebiet Lichttechnik

Prof. Dr. Stephan Völker ist seit 2008 Leiter des Fachgebietes Lichttechnik der Technischen Universität Berlin.
Er studierte Elektrotechnik an der TU Ilmenau, wo er auch promovierte. Anschließend arbeitete er als Ingenieur und Forscher bei der Hella KG. Für seine Habilitationsschrift erhielt Prof. Völker 2006 den Deutschen Verkehrssicherheitspreis.

Prof. Völker ist Mitglied in verschiedenen nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gremien und Fachausschüssen. u.a. bei der CIE, der Lichttechnischen Gesellschaft und dem Fachnormenausschuss Lichttechnik der DIN. Seine Forschungsschwerpunkte sind Adaptive Straßenbeleuchtung, Sichtbarkeitsmodelle, Mesopik und Blendung.

Interview

optiMST: Berlin war schon immer ein Vorreiter in Sachen Lichttechnik. Welche Innovationen finden sich heute in der Hauptstadtregion?

In den letzten zehn Jahren hat durch den Technologiewandel in der Lichterzeugung von der Gasentladungslampe zur Halbleiterlichtquelle eine Revolution in der Lichttechnik stattgefunden. Zum Teil ist die Branche immer noch dabei, sich neu zu sortieren – und das weltweit. Viele Hersteller haben inzwischen eine Produktpalette, die zu 95 Prozent auf LEDs basiert. Eine besondere Stärke der hiesigen Hersteller sind die hohe Qualität und das Design ihrer Produkte, sowie die Anpassung an kundenspezifische Wünsche.&nbsp Zur Qualität gehören dabei die optische und fotometrische Präzession, aber auch hohe Lebensdauern von über 100.000 h für die komplette Leuchte. Dass dies nur mit einem ausgeklügelten Thermomanagement möglich ist, versteht sich von selbst. No-Name-Produkte können diese Qualität in der Regel nicht gewährleisten.

optiMST: Die Entwicklung von LEDs und OLEDs schreitet rasch voran. Wie gut funktioniert die Wertschöpfungskette bei den neuen Lichttechnologien in der Hauptstadtregion?

Sowohl in Forschung und Entwicklung als auch in der Produktion finden sich hier viele, zum Teil sehr spezialisierte Firmen mit einem breiten&nbsp Spektrum an LED-Technik. Bei OLEDs gelang es dagegen bisher nicht, den Preis soweit zu senken, dass sie für die Allgemeinbeleuchtung interessant wurden. Daher haben sich die europäischen Hersteller weitestgehend aus diesem Markt zurückgezogen. Lediglich japanische und koreanische Unternehmen sind noch auf diesem Gebiet aktiv.

optiMST: Eine große Vorreiterrolle konnte dagegen Osram Berlin mit der Laserdiode einnehmen. Laserdioden überzeugen mit sehr hohen Leuchtdichten und kommen inzwischen zum Beispiel im hochpreisigen Automobilsektor im Einsatz. Wo sehen sie in Zukunft weitere Anwendungsfelder dieser Technik?

Der Vorteil von Laserdioden liegt in den hohen Leuchtdichten sehr kleiner leuchender Flächen, welche man sich für optisch abbildende Systeme wünscht. Das qualifiziert sie für bestimmte Typen von Anwendungen, bei denen wir fokussierte Lichtstrahlen benötigen, also etwa für die Projektionstechnik (Automobil, Theater, Kino, Bühne, etc). Für die Raumbeleuchtung hingegen werden diese Lichtquellen eher nicht zum Einsatz kommen, da hier große Lichtströme in nahzu alle Richtungen benötigt werden, die mit entsprechenden LED-Leuchten wesentlich günstiger zu erzeugen sind. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Laserdioden in Zukunft Anwendungsbereiche finden, an die wir heute noch gar nicht denken.

optiMST: Mit dem LED-Laufsteg hat die TU Berlin ein großes Demonstrationsobjekt zur Beleuchtung öffentlicher Räume aufgebaut. Wie sind die Reaktionen darauf?

Es ist erfreulich, wie viele Menschen sich für unseren LEDLaufsteg interessieren. Nicht nur aus deutschen Städten und Gemeinden, auch aus dem Ausland kommen viele, um sich anzusehen, wie mit Hilfe moderner LED- und Steuerungstechnik energieeffiziente und sichere Beleuchtungskonzepte umgesetzt werden können. Auf dem Laufsteg können wir zeigen, dass sich neben einer Umstellung auf effiziente LED-Technologie&nbsp durch eine bessere Verteilung des Lichtes geschätzt zusätzlich weitere 50 % an Strom sparen lassen. Auf Deutschland gerechnet, entspricht&nbsp dieser Effekt einem Großkraftwerk.

Mit dem LED-Laufsteg möchten wir die deutsche Öffentlichkeit für die Themen Energieeffizienz und Verkehrssicherheit durch intelligente Beleuchtung von Straßen, Fuß- und Radwegen sensibilisieren. Wir hatten aber auch Gäste aus Indien, China und Südafrika. Die Besucher aus Südafrika waren so begeistert, dass sie nun nach finanziellen Möglichkeiten suchen, eine Kopie des LEDLaufsteges in der Nähe von Johannesburg nachzubauen, damit die Verantwortlichen in Afrika nicht alle nach Berlin an die TU Berlin kommen müssen. Gerade in Entwicklungsländern mit problematischer Stromversorgung ist eine energieeffiziente Beleuchtung besonders wichtig. Für viele Gegenden in Afrika ist die moderne LED-Technik der beste Weg, überhaupt in die nächtliche Straßenbeleuchtung einzusteigen.

Das Interview führte Dirk Eidemüller.

Kontakt:

Prof. Dr. Stephan Völker
TU Berlin / Handlungsfeldsprecher Lichttechnik
Tel.: +49 30 314 22277
E-Mail: stephan.voelker@noSpamtu-berlin.de