Photonics Week und TechTour 2025 mit Rekorden

Vom 7. bis 10. Oktober 2025 stand Berlin wieder ganz im Zeichen der Photonik: Die Photonics Days Berlin Brandenburg im Rahmen der Photonics Week und der TechTour Photonics2025 zogen so viele Teilnehmende an wie nie zuvor.

„Wir hatten dafür die bislang größte Nachfrage“, berichtet Professor Martin Schell, Vorstandsvorsitzender von OpTecBB e.V. und geschäftsführender Direktor des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts. „Wir waren limitiert durch das Gebäude. Schon im April waren alle Ausstellungsplätze vergeben, und die Kapazität mit 500 Besucherinnen und Besuchern war jetzt auch komplett ausgeschöpft.“ Wie wichtig die Photonik-Branche für Berlin ist betonte Thomas Krause (Abteilungsleiter der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe) in seiner Eröffnungsansprache. 


25 Jahre OpTecBB – eine Erfolgsgeschichte
 


Einen erheblichen Anteil an diesem Erfolg dürfte OpTecBB haben. Der Verein hat mit Unterstützung der Berlin Partner GmbH und der WISTA GmbH die Woche organisiert. Optec-Berlin-Brandenburg (OpTecBB) e.V. wurde im September 2000 als Kompetenznetz für Optische Technologien und Mikrosystemtechnik in den Ländern Berlin und Brandenburg gegründet. Es ist eine Initiative von Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen, die gemeinsame Wege zur Erschließung und Nutzung dieser Technologien gehen wollen. Aktuell hat OpTecBB über 130 institutionelle Mitglieder.

Bei den Photonics Days 2025 feierte OpTecBB sein 25-jähriges Bestehen. „In dieser Zeit hat sich die Photonik in Berlin und Brandenburg vom Hoffnungsträger zum Leistungsträger entwickelt. Und OpTecBB stand im Mittelpunkt dieser Entwicklung“ kommentiert Dr. Adrian Mahlkow, der aktuelle Geschäftsführer des Vereins, die Erfolgsgeschichte. 

Die begann in Adlerhof, wo auch das Team von OpTecBB sitzt. Heute steht hier Europas größter Hightech-Park. „Doch Innovation in der Photonik findet längst an vielen Orten der Stadt statt“, betont Professor Schell. Von der Laserfertigung über optische Messtechnik bis zu Quantentechnologien sei die regionale Szene heute so breit aufgestellt wie nie zuvor. Dank neuer Themen, etwa Quantum Communication & Sensing, ist auch kein Ende in Sicht. 

Rechts im Bild: Der Vorstandsvorsitzende von OpTecBB, Prof. Dr. Martin Schell hatte die Ehre, die Torte zum 25. Geburtstag des Vereins auf den diesjährigen Photonics Days anzuschneiden. © OpTechBB

 

„Nicht zuletzt der Erfolg der Photonics Days zeigt, wie die exzellente Zusammenarbeit von Industrie, Forschung und Start-ups uns in der Hauptstadtregion einen echten Standortvorteil verschafft“ fasst Dr. Mahlkow zusammen. 

Partnerland Spanien mit starker Präsenz 

Partnerland der Photonics Days 2025 war Spanien, das nicht nur mit zahlreichen Gästen vertreten war, sondern auch hochrangig: H.E. Pascual Ignacio Navarro Ríos, der spanische Botschafter in Deutschland, betonte in seiner Begrüßung die enge Kooperation zwischen spanischen und deutschen Forschungs- und Industrienetzwerken. 

Themenvielfalt: Von Nachwuchsgewinnung bis Defense Applications 

Mit 26 Sessions, über 100 Sprechern und Teilnehmenden aus 24 Ländern deckte die zweitägige Konferenz ein beeindruckendes Spektrum ab – von Nachwuchsförderung und Entrepreneurship über Laser & Manufacturing, Sensing & Imaging, Quantum Photonics, Optical Communications bis hin zu Photonics for Defense and Security

Letztere Session hielt einige Neuheiten bereit, nicht nur mit einer strengen Zugangskontrolle. Getrieben von den politischen Veränderungen der letzten Jahre herrscht hier eine echte Aufbruchsstimmung. Die Diskussionen reichten von Forschungsprojekten bis zur Vorstellung eines laserbasierten Drohnenabwehrsystems (IPG Photonics). Die Komponenten dafür kommen zu 90% aus Deutschland. Entsprechende Lieferketten in Deutschland und Europa zu etablieren, dürfte ein Thema der nächsten Jahre werden. Ein Treffen der neu formierten spectaris Fachgruppe Sicherheit & Verteidigung ist am Rande der W3+ Messe am 19.3.2026 in Wetzlar geplant. 

Links im Bild: Der Preis des PhD2CEO contests ging an Isabella Douzoglou. © OpTechBB

 

Laserpreis 2025 für Dr. Björn Wedel  

Ein Höhepunkt war die Preisverleihung des Laserverbunds Berlin Brandenburg, der das Lebenswerk von Dr. Björn Wedel würdigte. Wedel promovierte an der TU Berlin und gründete 1995 die Firma HighYAG, die bis heute erfolgreich Laseroptiken entwickelt. 2007 verkaufte er die Mehrheit an II-VI Inc. (heute Coherent). 2014 gründete er Photonic Tools und brachte als Erster Glasfasern für industrielle Ultrakurzpulslaser auf den Markt. „Björn Wedel hat zwei Technologieunternehmen gegründet und damit viele Technologiearbeitsplätzen in der Region geschaffen“, so das Fazit der Jury. Der Laserverbund Berlin Brandenburg vergibt den Preis jährlich für Verdienste um die Anwendung und Verbreitung der Lasertechnik in der Region Berlin-Brandenburg. 

Nachwuchs und Start-ups im Rampenlicht 

Unmittelbar danach stand der Nachwuchs im Mittelpunkt: Bei der PhD2CEO Pitching Session präsentierten fünf talentierte Gründerinnen und Gründer ihre Start-ups einer hochkarätigen Jury mit Alexandra Rydz (Fraunhofer IZM / SAF), Dr. Silvia Bensel (Berlin Partner), Marta Agueda Carlero (Gewinnerin 2024) und William Stevens (TechTours)
Den Hauptpreis gewann Isabella Douzoglou, die, kurz nachdem sie erfolgreich ihre Promotionsarbeit am Max-Delbrück-Zentrum abschließen konnte, ein startup gegründet hat. Ein beeindruckender Erfolg, der zeigt, wie lebendig das Gründungsgeschehen in der Photonik ist. 

Auch das neue Company Pitching Event war ein voller Erfolg: 21 Unternehmen stellten ihre neuesten Technologien und Produkte vor. „Die Qualität der Pitches war enorm hoch“, kommentierte Adrian Mahlkow. „Man sieht hier, wohin sich Photonik ‚Made in Berlin‘ entwickelt: in Richtung internationaler Skalierung.“ 

Netzwerk, Vision und Ausblick 

OpTecBB nutzt die Dynamik der Photonics Days auch, um seine Communities das ganze Jahr über zu vernetzen: Jeden ersten Dienstag im Monat trifft sich die Quanten-Community zum BarBQ, jeden ersten Mittwoch gibt es ein Treffen im Bereich Quanten-Kommunikation-Sensorik. Dazu kommen die monatlichen Laser- und Lichtstammtische, das Fokusfeld zu Optikdesign und den Quantentechnologien, sowie die Social-Media-Serie #OpTecBBmeetsMembers im LinkedIn-Kanal von OptecBB den aktuell 3700 Follower sehen. 

„Die Photonics Days Berlin Brandenburg sind längst weit mehr als eine Fachkonferenz“, resümiert Martin Schell. „Sie sind ein Schaufenster für Innovation und Zusammenarbeit – und ein Symbol dafür, wie stark die Photonik die Hauptstadtregion prägt.“ 

Die nächsten Photonics Days Berlin Brandenburg sind für den 7. und 8. Oktober 2026 geplant.

Die Jury (rechts im Bild) bestand aus William Stevens, Dr. Silvia Bensel, Alexandra Rydz und der Gewinnerin des letzten Jahres,  Marta Agueda Carlero


TechTour Photonics 2025 in Berlin
 

Wer in Europa in Technologie investiert, kennt den Namen TechTour. Seit fast drei Jahrzehnten bringt die Initiative Gründerinnen und Gründer aus Hightech-Branchen mit Investoren, Industriepartnern und öffentlichen Fördergebern zusammen. 1998 von William Stevens gegründet, hat sich TechTour zu einer der wichtigsten Plattformen für Wachstumsfinanzierung in Europa entwickelt. Heute umfasst das Netzwerk über 1.000 aktive Investoren und tausende Start-ups aus Bereichen wie Photonik, Quantentechnologien, Halbleiter, künstliche Intelligenz, Energie und Life Sciences. Im Rahmen der PhotonicsWeek kam die TechTour am 9. und 10. Oktober auch nach Berlin Adlershof.

„Wir machen jedes Jahr rund 25 TechTours – alle hochspezialisiert, alle auf europäischer oder internationaler Ebene“, erklärte Stevens im Interview. „Insgesamt haben schon über tausend Unternehmen bei uns präsentiert, 80 Prozent von ihnen konnten anschließend erfolgreich Kapital aufnehmen.“ Dabei gehe es nicht allein um klassische Finanzierungen, sondern um eine „Mischung aus privatem, industriellem und öffentlichem Kapital“ – genau die Kombination, die in Europa oft den Unterschied mache. 

Bild links: Gerrit Rössler von der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH zeigte auf der TechTour-Bühne einige der Berliner Köpfe, die mit ihren Photonik-Startups weltweit für Furore sorgen.
© THOSS Media

Berlin im Zentrum der europäischen Deep-Tech-Szene

Warum Berlin? Stevens: „Wir rotieren jedes Jahr, weil die Veranstaltungen aus EU-Mitteln unterstützt werden. Dieses Jahr wollten wir nach Berlin kommen – eine Stadt, die sich zu einem Zentrum für Deep Tech entwickelt hat.“

Die Veranstaltung TechTour Photonics & EPIC Entrepreneur Berlin fand im Anschluss der Photonics Days statt. Sie brachte rund 40 ausgewählte Start-ups mit ebenso vielen Investorinnen und Investoren zusammen, darunter Vertreter von IBB Ventures, dem High-Tech Gründerfonds und europäischen Beteiligungsgesellschaften. Hosts des Events waren Photonics21, PhotonHub Europe, OpTecBB e.V. und Berlin Partner.

Ziel sei es, Brücken zu bauen – „die Mauern des Missverständnisses zwischen Investoren und Photonik-Unternehmen einzureißen“, wie Stevens es formulierte. Viele Investoren, so seine Beobachtung, verstünden die technologischen Potenziale zwar, sähen aber nicht immer sofort den Marktzugang oder die Skalierungsperspektive. Genau hier setze TechTour an: mit Formaten, die Austausch auf Augenhöhe schaffen.

 

 

Das Programm

Seit über 300 Jahren ist die Hauptstadtregion Standort für Unternehmen der optischen Industrie. Mit 360 Firmen, 10 Universitäten und 26 außeruniversitären Instituten ist sie heute ein Photonik-Hotspot mit Weltrang. OpTecBB Geschäftsführer Dr. Adrian Mahlkow und Gerrit Rössler von Berlin Partner zeigten in ihren einführenden Vorträgen, welche Unternehmen in den vergangenen Jahren von Berlin weltweit erfolgreich wurden.

Das TechTour-Programm war auf einen effektiven Austausch zwischen Startups und Investoren fokussiert. Deshalb hatten die Gründer schon vorab die Möglichkeit, an einer Online Academy teilzunehmen. Bei der Photonics Week konnten sie dann ihre Firmen im Elevator Pitch und in ausführlichen Gesprächen am zweiten Tag vorstellen. Die Themen reichten dabei von Healthcare über Sensorik, Dual use und Photonik im Halbleiterbereich bis zu Consumer Anwendungen wie AR oder Smart Glasses.

Acht der startups (unter anderem die Berline Firmen Quantune und Xavveo) erhielten als Auszeichnung ein Zertifikat. Einen Scheck über 5.000 Euro für den besten Pitch gab es für das dänische Startup Phanofi. Das Phanofi team will mit Hilfe optischer Technologien Datenzentren schneller, grüner und skalierbarer machen.

Der Scaling Club: Wachstum durch Partnerschaften

Im Mittelpunkt der Berliner Veranstaltung stand der PhotonHub Scaling Club, eine von TechTour und der EU-Kommission getragene Initiative zur Förderung von wachstumsstarken Deep-Tech-Unternehmen. Denitsa Dimitrova, Programmleiterin bei TechTour, beschrieb den Ansatz so:
„Wir suchen die 15 vielversprechendsten europäischen Unternehmen, die bereit sind, den nächsten Schritt zu gehen. Wir helfen ihnen nicht nur bei der Finanzierung, sondern auch bei Partnerschaften, Mentoring und Co-Funding von bis zu 250.000 Euro aus EU Mitteln.“

Der Club vernetzt junge Firmen mit Technologiepartnern, Mentoren und Investoren aus ganz Europa. „Es geht nicht nur um Kapital“, ergänzte Stevens, „sondern darum, die richtigen Partner zusammenzubringen, vielleicht auch mal zwei Teams zu fusionieren, um ehrgeiziger zu werden.“

Deep Tech als Zukunftsfeld Europas

In seinen Ausführungen in Berlin machte Stevens auch deutlich, wie sich das Investmentklima in Europa verändert hat:
„Vor 20 Jahren war Europa weit hinter den USA zurück. Heute ist Deep Tech das neue Wachstumsfeld – Technologien mit echter wissenschaftlicher Tiefe, Patenten und Talenten. Diese Firmen sind langfristig wettbewerbsfähiger, weil sie nicht einfach kopiert werden können.“

Sein Appell: Europa dürfe nicht nur eine „Pflegestation für Übernahmen globaler Konzerne“ bleiben. „Wenn ein Start-up verkauft wird, verdoppelt sich vielleicht sein Wert – aber wir verlieren eine potenziell globale Firma. Unser Ziel ist, dass mehr dieser Unternehmen groß werden, hier in Europa.“